28 September 2025

Salto do Patagorro

 


Die Wanderung zum Wasserfall Salto do Patagorro - im Sommer nur ein dünner Wasserfilm - war Ende September eine Kombi aus meiner Schatzkiste "wo ich schon immer mal hin wollte" und dem Wunsch am Ende des Sommers noch eine Flusswanderung zu machen. 

Wir starten in Monte/Corujeira auf dem Caminho da Levada dos Tornos an einem sonnigen, windstillen Spätsommertag. Bis zur Brücke Ponte do Pisão sind wir auf einem schattigen Spazierweg. Dieser Caminho führt nach der Brücke hinauf zu den Quellstollen der Águas dos Tornos Altos, ausführlich beschrieben im Wanderbuch "Wilde Wege Madeira", Tour 34 und hier: https://madeira-rundwanderungen.blogspot.com/2020/02/aguas-dos-tornos.html

Nach einem kurzen Anstieg kreuzt die Levada dos Tornos. Wir bleiben links gegen die Fliessrichtung. Unter uns sehen wir ein riesiges Betonwerk, das den gegenüberliegenden Hang der Ribeira da Santa Luzia Trasse für Trasse abbaut. Madeiras Hunger nach Beton muss gestillt werden 😭 Am Wochenende ist zum Glück Ruhe. 




Am Ende der Levada kommen wir zur ehemaligen Trinkwasseraufbereitungsanlage von Tornos, die Funchal mehrere Jahrzehnte versorgte. Sie sollte eigentlich als Informationszentrum weitergeführt werden,  ist jetzt aber verschlossen, zugenagelt und rottet vor sich hin. Ein Pfad führt außerhalb des Zauns darum herum.

Kurz dahinter lässt sich das Flussbett der Ribeira da Santa Luzia auf einer Metallbrücke überqueren. Hier sehen wir schon die ersten beiden riesigen Geröllsperren. Sie wurden errichtet, um ein Unglück, wie es im Februar 2010 geschah, zu verhindern, als nach tagelangen Regenfällen Schlamm- und Geröllmassen die Innenstadt von Funchal verwüsteten und viele Opfer forderten.
Die Erdpiste, die zum Bau dieser Pylonen angelegt wurde, geht nach der Brücke rechts noch etwa 200 m am linken Ufer weiter, dann müssen wir über eine Böschung ins Flussbett hinuntersteigen. 


erste Geröllsperre mit ehemaliger Durchfahrt




zweite Geröllsperre

"Sprungschanze"

Der Wasserstand ist niedrig und wir können mal am trockenen Uferrand, mal von Stein zu Stein durch den Fluss gehen. Zwischen der zweiten und dritten Geröllsperre gibt es am linken Ufer wieder eine Piste, die wir aber erst auf dem Rückweg sehen. Wir kraxeln also über eine hohe Stufe aus mächtigen Felsblöcken. Danach sehen wir Strommasten und eine vermeintliche Piste am rechten Ufer, doch sie ist komplett zugewachsen. Wir bleiben im Flussbett - das lässt sich gut gehen - und erreichen die dritte und schließlich die vierte Geröllsperre.







dritte Geröllsperre

Das Flussbett windet sich, wird enger und über eine griffige Felsplatte geht es weiter bergauf, bis sich mittendrin ein kleines Wäldchen auftut. Als wir heraustreten, sehen wir zum ersten Mal den Wasserfall. Eine kleinere Kaskade, mit einem tiefen Poço davor, muss noch erklettert werden, dann öffnet sich das weite Rund im Talschluss. Zur Begrüßung fliegt uns zwar kein Patagorro (Atlantiksturmtaucher), aber immerhin eine große Möwe entgegen. Es ist eine zauberhafte Stimmung, so ganz alleine, umgeben von senkrecht aufragenden, grünen Wänden.

vierte Geröllsperre

steinere Zeugen des Vulkanismus









Der Weg zurück ist um einiges anstrengender, es geht ja nun bergab von Stein zu Stein, von Fels zu Fels. Manchmal rutsche ich auf dem Hintern, um mir nicht das Knie zu verdrehen, meist reicht aber auch Piet's helfende Hand oder ein kleinen Sprung. Wir sind uns jedoch einig, dass diese Tour entlang einer der Lebensadern Madeira's jede Mühe wert ist.

vierte Geröllsperre auf dem Rückweg

Zurück an der Tornos-Anlage beschließen wir noch einen kleinen Bogen zu machen und über den alten Treppenweg hinauf zum Caminho das Águas dos Tornos Altos zu gehen. Schon allein damit die Knie und Beinmuskulatur nochmal eine andere Bewegung erfahren. Für den Besuch der Quellstollen reicht die Kraft nicht mehr. Außerdem ist der eigentlich schöne Pflasterweg ziemlich zugewachsen und vernachlässigt.

Aufstieg von der Levada zum Caminho

oben Caminho - unten Levada 

Ponte do Pisão

Fazit: wunderschön und einsam, nicht gefährlich, aber nicht ganz einfach

Achtung: es gibt keinen Handyempfang im Flussbett und auch das GPS Signal ist sehr schwach

Länge: ca. 8 km hin und zurück

Gehzeit: 4 h

GPX: sehr ungenau















13 September 2025

Casa Caramujo und Paredes

Rother Wanderbuch - Wilde Wege Madeira - Tour 14

Kurze Bergtour mit Kettenaufstieg

Die Rundwanderung am Fuße der Bica da Cana ist nicht nur sehr abwechslungsreich, sondern bietet mit

der kettengesicherten Felskletterei über die Paredes auch eine besondere Herausforderung. Die auf dem

Weg liegenden Ruinen der Casa do Caramujo liegen verwunschen unter hohen Bäumen. Der Wegabschnitt

der stillgelegten Levada da Ribeira do Inferno zeugt von den Anfängen des Levadabaus und ist mit seinen

kurzen Tunneln besonders reizvoll.


3.00 Std. ↗ 390 m ↘ 390 m

8,1 km - schwer


Die genaue Beschreibung findet ihr im Buch, deshalb gibt es hier nur ein paar aktuelle Fotos. 


Zum Zustand des PR 17: Richtung Pináculo ist der Weg noch immer durch ein verschlossenes Tor versperrt. Weil mittlerweile der Draht in der unteren Hälfte weggeschnitten wurde, kann man den Rückweg nach dem Kettenaufstieg, wie im Buch beschrieben über den PR 17 machen. Viel schöner ist jedoch der neue Aufstiegsweg direkt zu den Balcoes. Dazu muss man auf dem PR 17 statt nach rechts nach links gehen. Nach 180 m ist der steile Aufstieg deutlich zu erkennen.
















11 September 2025

Spurensuche in der Ribeira dos Marinheiros

Cruzinhas/Fonte do Bispo - Levada dos Marinheiros - Vereda do Bardo Velho - Cruzinhas - 4,5 km

Rother Wanderführer "Wilde Wege Madeira", Tour 5

Schon ist fast wieder ein Jahr vergangen seit ich diese kleine Runde gewandert bin, und jedesmal denke ich mir: ich sollte das häufiger machen. So nah und sooo schön. Zugegeben, das Feuer von Oktober 2023, als der halbe Südwesten abfackelte, hat mir ein bisschen die Lust verdorben in diesem Gebiet unterwegs zu sein. Der Zugang zur Levada von oben her verläuft ja erstmal auf einer Erdpiste durch die verbrannten Südhänge. Aber nach zwei Jahren ist es wieder einigermaßen grün, auch wenn es nur Farn und (Stech)Ginster sind.




Beim Abzweig auf die Graspiste hinunter zur Levada ist zu sehen, dass außer den Kühen wohl kaum noch  Wanderer (viele waren es ja noch nie!) den Weg benutzen. Er wächst stellenweise zu. Das nächste Mal sollte ich wohl ein Messer (und am besten auch den Mann, der es benutzt ;) dabei haben.




Wie schon immer wird es bald sehr matschig. Es ist jedesmal ein Balanceakt, durch das Quellgebiet, sauber durchzukommen. An der Levada angekommen entdecke ich zu meiner Freude, dass die verbrannten Erika- und Lorbeerbäume frisch und grün von unten austreiben. Hier gibt es keinen konkurrierenden Ginster und die Chancen stehen gut, dass sich die Flora in den nächsten Jahren erholen wird, aber es dauert. Urzeiras - Erikabäume wachsen sehr langsam!







Madre der Levada dos Marinheiros


Ab der Madre ist von Brandspuren nichts mehr zu sehen, aber der schmale Pfad hat doch irgendwie gelitten. Er ist jedenfalls nicht mehr so kinderleicht zu gehen, wie noch vor zwei Jahren. Stellenweise ist er so aufgeweicht, dass er etwas höher umgangen werden muss. Kein Problem für Wanderer, die solche Wege gewohnt sind, aber eben nicht mehr für jede/n geeignet. Zeitweise frage ich mich, ob in den letzten Wochen und Monaten überhaupt jemand dieses Juwel des Südwestens besucht hat, denn Stiefelspuren sind nicht zu sehen. Frische Baumzeichen und zwei Bändchen im Geäst verraten dann aber doch menschliche Spuren.












Dann komme ich zu dieser ominösen Metalltruhe, in der wir schon alles Mögliche mal vermuteten. Aber die seriöseste Idee stimmte dann wirklich: es ist ein Wasserspeicher. Aus einer etwas versteckt liegenden Quelle wird das Wasser in die Truhe geleitet und dann per Pumpe hinauf zum Picknickplatz Cruzinhas transportiert. Und eine Verwendung für die Leiter gibt es jetzt auch: sie dient als "Brücke" 
Weil ja nun ein sichtbarer Wasserschlauch bergauf führt, liegt der Gedanke nahe, dass es dazu einen Weg geben müsste. Und das probiere ich mal aus, das Gelände ist ja relativ flach und mir nicht unbekannt.  Das geht auch ganz gut bis ich an einen Bachlauf komme. Dort verschwindet der Wasserschlauch in einem dicken Rohr, das über den Bachlauf gespannt ist und danach im Erdreich verschwindet. Ich überquere den Bach, muss ein bisschen suchen, ein paar Zweige auseinanderbiegen, dann sehe ich wieder eine Spur. Es ist schon erstaunlich, wie gut solche Wege im Wald erhalten bleiben, wenn keine invasiven Pflanzen eindringen. Und so komme ich ohne große Hindernisse direkt am Picknickplatz heraus. Damit habe ich mir den unschönen Aufstieg entlang des Maschendrahtzauns gespart und - noch viel wichtiger - die Open-Air-Toilettte, die mir jedesmal das Ende der Runde vergällt hat, umgangen.





Fazit: mit der Aufstiegsvariante ist die kleine Runde noch schöner

Gehzeit: 2 h

Höhendifferenz: 200 m